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Folgen der Neuwahlen für Frankreich? Macron löst Parlament auf!

Folgen der Neuwahlen für Frankreich? Macron löst Parlament auf!

von | Montag, 10. Juni 2024 | Politik

Nach dem verheerenden Verlust seiner Partei bei der Europawahl hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Nationalversammlung aufgelöst und Neuwahlen für den 30. Juni angesetzt. Diese Entscheidung könnte den politischen Kurs Frankreichs drastisch verändern und den Weg für Marine Le Pen und ihre rechtsextreme Partei Rassemblement National (RN) ebnen. Doch was bedeutet das genau für Frankreich?

Stimmverlust und Neuwahlen

Macrons Regierungsbündnis Renaissance stellt derzeit mit 169 Abgeordneten die größte Fraktion in der 577 Sitze umfassenden Nationalversammlung. Die rechtsextreme Partei RN von Marine Le Pen ist mit 88 Sitzen die stärkste Oppositionskraft. Die jüngsten Wahlergebnisse zeigen eine wachsende Unzufriedenheit der Wähler mit der aktuellen Regierung, besonders in Bezug auf Themen wie Einwanderung, Kriminalität und die steigenden Lebenshaltungskosten.

Was passiert, wenn Macrons Partei verliert?

Sollte die RN die Mehrheit im Parlament erlangen, müsste Macron einen Ministerpräsidenten aus ihren Reihen ernennen, der dann die Minister bestimmt. Eine solche Konstellation würde eine „Kohabitation“ schaffen, bei der Präsident und Ministerpräsident unterschiedlichen Parteien angehören. Le Pen betonte auf einer Kundgebung, dass ihre Partei bereit sei, die Macht zu übernehmen, sollte sie das Vertrauen der Wähler gewinnen.

Was ist eine „Kohabitation“?

In einer Kohabitation behält der Präsident die Kontrolle über die Verteidigungs- und Außenpolitik, verliert jedoch die Befugnis zur Bestimmung der Innenpolitik, einschließlich der Wirtschafts- und Sicherheitspolitik. Diese Machtteilung führte in der Vergangenheit oft zu Spannungen und Kompromissen zwischen den beiden Machtzentren.

Historische Beispiele und aktuelle Herausforderungen

Seit der Gründung der Fünften Republik im Jahr 1958 gab es in Frankreich drei Kohabitationsperioden. Das letzte Mal geschah dies 1997, als Präsident Jacques Chirac das Parlament auflöste und überraschend gegen eine von der sozialistischen Partei geführte Koalition verlor. Lionel Jospin wurde Ministerpräsident und führte wesentliche Reformen wie die 35-Stunden-Woche ein.

Eine Kohabitation mit Le Pens RN könnte tiefgreifende Veränderungen in der Innenpolitik mit sich bringen. Le Pen strebt unter anderem eine bevorzugte Vergabe von Sozialwohnungen an französische Staatsangehörige, die Bearbeitung von Asylanträgen außerhalb Frankreichs und die Abschaffung der Erbschaftssteuer für Familien der Mittelschicht und mit geringem Einkommen an.

Mögliche Auswirkungen einer Kohabitation

Während Macron als überzeugter Europäer bekannt ist, steht Le Pen einer stärkeren europäischen Integration skeptisch gegenüber. Diese diametral entgegengesetzten Positionen könnten zu erheblichen Spannungen führen, insbesondere bei EU-Gipfeln und internationalen Verhandlungen. Ein Beispiel für solche Spannungen gab es bereits zwischen Chirac und Jospin, die sich uneinig darüber waren, wer in der EU-Politik den Ton angeben sollte.

Politische Unsicherheit und soziale Spannungen

Eine Kohabitation könnte die politische Landschaft Frankreichs erheblich verändern und zu einer Periode erhöhter Unsicherheit und Instabilität führen. Die politische Unsicherheit könnte die Wirtschaft belasten und die gesellschaftlichen Spannungen weiter verschärfen. Insbesondere die Frage der Einwanderung und der inneren Sicherheit wird weiterhin ein zentrales Thema bleiben.

Fazit

Die Entscheidung Macrons, das Parlament aufzulösen und Neuwahlen auszurufen, könnte weitreichende Folgen für Frankreich haben. Sollte Marine Le Pen und ihre Partei RN die Mehrheit erlangen, könnte dies eine neue Ära der Kohabitation einläuten. Diese Situation würde nicht nur die innenpolitischen Prioritäten Frankreichs ändern, sondern auch zu erheblichen Spannungen in der Außenpolitik und den Beziehungen zur EU führen. In jedem Fall steht Frankreich vor einer politisch turbulenten Zeit, deren Ausgang sowohl das Land selbst als auch seine Position in Europa und der Welt neu definieren könnte.

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