Immer mehr Menschen geraten durch teure Smartphone-Verträge in die Schuldenfalle – vor allem ältere Verbraucher. Eine aktuelle Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt: Die Telekommunikations Schulden bei Personen über 55 Jahren haben sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. 2013 lag der durchschnittliche Schuldenstand bei 344 Euro – heute sind es 754,33 Euro.
Jüngere Erwachsene sind besonders betroffen
Besonders hohe Schulden tragen jedoch die 25- bis 35-Jährigen: Im Schnitt belaufen sich ihre Verbindlichkeiten bei Mobilfunkanbietern wie Telekom, Vodafone oder O2 auf 1642 Euro. Insgesamt hat laut BILD-Recherche jeder 13. Deutsche Schulden – bei den unter 25-Jährigen sind sogar 73 % betroffen.
Warum steigen die Schulden?
Ein zentraler Grund: Die Preise für aktuelle Smartphones sind in den vergangenen zehn Jahren um rund 71 % gestiegen. „Auch ältere Kunden greifen zunehmend zu hochpreisigen Geräten – oft aus dem Wunsch heraus, mit der Technik ihrer Kinder oder Enkel Schritt zu halten“, erklärt Verivox-Telekommunikationsexperte Jörg Schamberg.
Verlockende Angebote mit teuren Folgen
Mobilfunkanbieter werben gerne mit 1-Euro-Angeboten für Top-Smartphones. Doch die Verträge dahinter sind meist teuer und langfristig. Ein Beispiel:
Mit Vertrag: Google Pixel 9 Pro für 1 € + 24 Monate Vertrag à 79,95 € + Anschlussgebühr (39,95 €) = Gesamtkosten: 1959,75 €
Ohne Vertrag: Smartphone separat für 799 € + günstiger Tarif (z. B. 7,99 €/Monat über 24 Monate) = Gesamtkosten: 968,99 €
Fazit: Der vermeintliche 1-Euro-Deal kostet im Vergleich über 1000 Euro mehr.
Wie Anbieter Kunden in teure Verträge locken
In vielen Innenstadthandyläden werden Verbraucher – insbesondere Senioren – zu überdimensionierten Tarifen verleitet: Hohe Grundgebühren, unnötige Streamingdienste, automatische Vertragsverlängerungen. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt: „Viele Verträge passen nicht zum Nutzungsverhalten der Kunden oder enthalten überflüssige Zusatzleistungen.“
Besonders problematisch: Altersarmut und Schulden
Für viele Rentner mit begrenztem Einkommen sind solche Verträge eine echte Belastung. Laut Statistiken sind rund 2,1 Millionen Senioren von Altersarmut betroffen. Wenn das Geld knapp ist, wird die Handyrechnung oft zuletzt bezahlt.
Die Folge: Schon bei einem Rückstand von 100 Euro kann der Vertrag gesperrt werden – selbst das Gerät ist dann nicht mehr nutzbar, die monatlichen Grundgebühren laufen aber weiter. Zusätzlich drohen Mahnungen und Inkassokosten.
Wie prüfen Anbieter die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden?
Vodafone verweist auf interne Prüfverfahren zur Bonität, Details werden aus Wettbewerbsgründen nicht veröffentlicht. O2 Telefónica sieht aktuell keinen Anstieg bei Zahlungsausfällen – Änderungen an Prüfprozessen oder Geschäftsmodellen seien nicht geplant.
Tipps zum Schutz vor überteuerten Verträgen:
- Unbedingt Preise vergleichen – Online-Tarife sind oft günstiger als im Laden
- Vertragsbedingungen genau prüfen – insbesondere Laufzeit, Kündigungsfrist und Zusatzleistungen
- Smartphone separat kaufen – und einen günstigen SIM-Only-Tarif wählen
- Vorsicht bei Haustür- und Telefonverträgen – Bedenkzeit nutzen, nichts überstürzt unterschreiben
- Verbraucherzentralen nutzen – sie helfen bei Beratung, Vertragsprüfung und im Streitfall