Berlin – Mit gerade einmal 35 Jahren hat Reem Alabali-Radovan (SPD) das Amt der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung übernommen – und ist damit die jüngste Ministerin im aktuellen Kabinett. Doch wer ist die Frau, die jetzt Deutschlands Entwicklungspolitik verantwortet? Ein Blick auf ihren Werdegang zeigt: Ihre Geschichte ist ebenso beeindruckend wie vielschichtig.
Vom Flüchtlingskind zur Ministerin: Der Aufstieg von Reem Alabali-Radovan
Reem Alabali-Radovan wurde 1990 in Moskau geboren. Ihre Familie floh vor dem Regime von Saddam Hussein aus dem Irak nach Deutschland – eine Erfahrung, die ihr späteres politisches Engagement maßgeblich prägte. Mit sechs Jahren kam sie nach Mecklenburg-Vorpommern und legte dort den Grundstein für ihre Karriere im öffentlichen Dienst.
Nach dem Abitur in Schwerin 2008 studierte sie Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Parallel sammelte sie erste Berufserfahrung beim Deutschen Orient-Institut und dem Nah- und Mittelost-Verein (NUMOV), wo sie als Länderreferentin tätig war.
Politischer Aufstieg mit Fokus auf Integration und Antirassismus
Nach dem Studium kehrte Alabali-Radovan in den Landesdienst nach Mecklenburg-Vorpommern zurück. Stationen:
2015–2018: Sachbearbeiterin im Landesamt für innere Verwaltung
2018–2020: Leitung des Büros der Integrationsbeauftragten
2020–2021: Integrationsbeauftragte der Landesregierung
2021 folgte der direkte Einzug in den Bundestag. In der Folge übernahm sie zentrale Aufgaben in der Integrations- und Antirassismus-Politik auf Bundesebene:
2021–2025: Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration
2022–2025: Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus
Neuer Posten als Entwicklungsministerin – mit kritischen Tönen
Seit dem 6. Mai 2025 ist Alabali-Radovan Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Ihre Berufung wird in politischen Kreisen sowohl als Signal für Verjüngung als auch für Diversität gewertet.
Doch nicht alles lief reibungslos: In ihrer vorherigen Funktion als Antirassismus-Beauftragte sorgte ihr Umgang mit Anti-Israel-Protesten an Universitäten für Kritik. Viele Beobachter vermissten eine klare Haltung – ein Vorwurf, der nun auch in ihrer neuen Rolle mitschwingen könnte.
Persönlich, sportlich, engagiert: Wer ist Reem Alabali-Radovan privat?
Abseits der Politik lebt Reem Alabali-Radovan mit ihrem Ehemann, dem Profiboxer Denis Radovan, und ihrer Tochter in Mecklenburg-Vorpommern. Sie engagiert sich im BC Traktor Schwerin e. V. sowie im Skatepark Lankow e. V. – und betreibt selbst aktiv Boxsport.
Politische Stationen im Überblick
Seit 2021: Bundestagsabgeordnete (SPD)
2021–2025: Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration
2022–2025: Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus
Seit Mai 2025: Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Fazit: Eine Ministerin mit Haltung – aber auch mit Herausforderungen
Reem Alabali-Radovan verkörpert einen modernen Politikstil: jung, migrationsgeprägt, klar in sozialen Fragen. Gleichzeitig wird sie sich in ihrer neuen Rolle beweisen müssen – insbesondere dort, wo es um internationale Zusammenarbeit, Entwicklungshilfe und klare Positionen geht.